Weihnachten 2020
Ein unbeschwertes Weihnachtsfest sieht anders aus und fühlt sich anders an.
Das Coronavirus fordert uns zu Weihnachten besonders heraus, denn in unserer Vorstellung ist Weihnachten meistens verbunden mit idyllischen Bildern: weiße Weihnachten, die ganze Familie harmonisch unter dem leuchtenden Tannenbaum, strahlende Kinderaugen. Diese Idylle ist in diesem Jahr durchkreuzt.
Doch sie ist es nicht nur in diesem Jahr. Wenn wir genau hinschauen, gibt es sie gar nicht. In keinem Jahr. Selbst, wenn meine Weihnachtsfeiertage perfekt verlaufen, gibt es immer Menschen, bei denen das nicht so ist.
Die häusliche Gewalt ist an Weihnachten so hoch wie sonst zu keiner anderen Zeit im Jahr, die Telefonseelsorge ist oft überlastet von Anrufen von Menschen, die zu Weihnachten besonders unter ihrer Einsamkeit oder dem Verlust eines geliebten Menschen leiden. Und dann gibt es noch die Menschen, die in Kriegsgebieten, Flüchtlingslagern, Armut, Krankenhäusern, ... Weihnachten erleben.
Weihnachten ist anders in diesem Jahr.
Und gleich.
Denn wie jedes Jahr kommt die Botschaft von Weihnachten, kommt Gott, mitten rein in mein Leben, in meinen Alltag, in meine Realität, so wie sie gerade ist. Die einzige Voraussetzung: meine Offenheit dafür.
Die Weihnachtsbotschaft für mich
Die Weihnachtsgeschichte ist eine Geschichte voller Situationen, in denen es anders kommt als erwartet oder gewünscht.
Josef hätte sich sicherlich anderes gewünscht als mit seiner hochschwangeren Verlobten Maria durch die Gegend ziehen zu müssen.
Und Maria wäre sicherlich lieber zuhause geblieben. Mühsam muss der Weg für sie gewesen sein.
Und dass sie in Betlehem keine Unterkunft finden würden, damit hatten sie wahrscheinlich auch nicht gerechnet.
Und ob sie die Geburt dann zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort erhofft hatten? Ich bezweifle das.
Auch bei den Hirten, die wie jede Nacht ihre Schafe hüten, ist in dieser Nacht etwas anders. Auf einmal ist da ein Engel. Mit einer Freudenbotschaft. Und dann noch ein ganzes himmlisches Heer von Engeln. Mehr anders geht kaum.
Und anders als in allen anderen Nächten verlassen die Hirten dann ihre Herde. Sie laufen, so schnell sie können, nach Betlehem und finden dort das Neugeborene.
Weihnachten ist alles anders und macht alles anders. Gott wird Mensch, wird als Baby geboren. Das verändert alles. Damals für Josef und Maria und die Hirten. Später für die Jünger*innen, heute auch für uns.
Weihnachten bedeutet nämlich, dass Gott da ist, nicht irgendwo hoch oben im Himmel, sondern mitten in meinem Alltag, dass er mich sieht, dass ich ihm wichtig bin, dass ich nicht alleine bin.
Damit hebt er das Leidvolle, meine Ängste, all das, was mich quält und belastet, nicht auf. Nichts ändert sich äußerlich an meinem Leben. An meiner Angst vor Corona, meiner Angst, geliebte Menschen zu verlieren, meiner unerträglichen Situation im Job, meiner unglücklichen Beziehung, …. Und doch ändert sich alles, denn all das muss ich nicht alleine ertragen. Da ist einer, der um all das weiß und es mit mir erträgt.
Und der es auch selber kennt, das Leid.
Das Baby, dessen Geburt wir heute feiern, endet 33 Jahre später elendig am Kreuz. Stirbt in der Annahme, verlassen worden zu sein. Und aufersteht.
Mit ihm ist mein Leid daher schon verwandelt ohne dass es weg wäre. Weil es Weihnachten gibt, darf ich dem Leben vertrauen, denn Gott lebt es mit mir und, das ist der christliche Glaube der Auferstehung, der an Weihnachten seinen Anfang nimmt, wird es zu einem guten Ende führen.
Die Weihnachtsbotschaft für andere
Wem möchten sie die Botschaft des heutigen Abends bringen? Dass Gott da ist, bei dir. Von wem wissen sie zum Beispiel, dass sie alleine ist, dass niemand kommt, wen hätten sie gerne besucht und das geht jetzt nicht. Wer ist ihnen wichtig?
Oder auch ganz anonym. Wem könnten sie beim Spaziergang einfach einmal eine Karte einwerfen? Und so sagen: Du bist nicht allein.
Schreiben Sie Weihnachtskarten, schicken sie eine SMS, eine Messengerbotschaft, rufen sie jemanden an.