Kennen sie Anne Frank? Oder ihr Tagebuch? Anne Frank wurde 1929 in Frankfurt am Main geboren. Sie war Jüdin. Deshalb wanderte ihre Familie 1934 in die Niederlande aus. Als die Verfolgung der Men-schen jüdischen Glaubens auch dort zunahm, versteckte sich ihre Familie 1942 in einem Hinterhaus in Amsterdam. Dort begann Anne Tagebuch zu schreiben. Ihr letzter Eintrag ist vom 1. August 1944. Sie schreibt: „… und (ich) suche dauernd nach einem Mittel, um so zu werden, wie ich gern sein würde und wie ich sein könnte, wenn … wenn keine anderen Menschen auf der Welt leben würden.“ Anne Frank wurde die Möglichkeit, sich so weiter zu entwickeln genommen. Am 4. August 1944, heute vor 80 Jahren, wurde die Familie entdeckt und ver-haftet. Anne Frank starb im Frühjahr 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Bis heute ist nicht sicher geklärt, ob das Versteck, in dem die Familie gelebt hatte, verraten oder zufällig gefunden worden ist. Es ist auch egal. Das Schicksal von Anne Frank zeigt exemplarisch, wozu Hass führt. Und wozu Menschen fähig sind – positiv wie negativ. Es gab die, die die Menschen, die von der nationalsozialistischen Ideologie als nicht lebenswert bezeichnet wurden, ignoriert, verfolgt, ausgeliefert, gequält oder getötet haben. Und es gab die, die dem Widerstand geleistet haben. Die widersprochen haben, die Menschen versteckt haben, die zur Flucht verholfen haben. Der Tag heute weist mich darauf hin, dass ich die Wahl habe. Ich kann mich für oder gegen das Leben entscheiden. Und ich muss es auch. Auch heute noch.
Krieg oder Frieden, Aufstieg oder Abstieg, Sicherheit oder Freiheit. Einfache Antworten sind wieder voll im Trend. Das zeigen auch die Wahlergebnisse der letzten Zeit. Es bekommen die immer mehr Stimmen, die die einfachen Antwor-ten behaupten. Die die Komplexität der Gegenwart reduzieren. Das ist verlockend. Und es wäre schön einfach, wenn die Realität so funktionie-ren würde. Zum Glück funktioniert sie aber nicht so. Denn wo es nur zwei Alternativen gibt, gibt es immer nur das eine oder das andere. Und eines davon ist richtig und das andere falsch. Dass die Realität so einfach nicht ist, sieht man in der Natur. Oder bei den Far-ben. Da gibt es nicht nur zwei, sondern drei Grundfarben und in deren Kombi-nation eine unendliche Vielfalt. Wer diese Realität leugnet, kann also gar keine Antworten auf ihre Herausforde-rungen geben. Und noch etwas. Das Leben besteht ja nicht nur aus Antworten. Wie oft habe ich keine. Oder keine befriedigenden. Und muss die Fragen aushalten. Mir hilft beim Aushalten immer wieder ein Text von Rainer Maria Rilke. Er schreibt: „Man muss Geduld haben mit dem Ungelösten im Herzen, und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben, wie verschlossene Stuben, und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antworten hinein.“ Die Fragen lieb zu haben bedeutet, die Realität ernst zu nehmen. Wer schnelle Antworten will, der geht an der Realität vorbei. Der findet nicht nur keine Antworten auf ihre Herausforderungen, sondern übersieht auch ihre schöne Buntheit. Hier als SR Zwischenruf nachhören.
Die Schulferien dauern zwar noch ein bisschen, aber weniger lang, als sie schon gedauert haben. Die Tage werden wieder kürzer. Und der Sommer wird auch bald zu Ende sein. Vielleicht kennen sie dieses Gefühl, wenn etwas zu Ende geht, das sie aber noch länger genießen möchten. Wenn sich mitten im Urlaub der Alltag zurückmeldet. Oder wenn ich das faszinierende Buch fast ausgelesen habe. Auch die Kinder, die Astrid Lindgren bei ihren Urlauben auf Saltkrokan be-schreibt, kennen dieses Gefühl. Davon erzählt der folgende Text: "Im Allgemeinen aber war alles schön und der ganze Sommer eine einzige lange Wonne. Pelle fing schon an, sich vor dem grässlichen Tag zu graulen, da sie wieder in die Stadt zurück mussten. Er besaß einen alten Kamm mit ebenso vie-len Zähnen, wie der Sommer Tage hatte. Jeden Morgen brach er einen Zahn ab, und er sah voller Besorgnis, wie die Zahnreihe Stück für Stück kürzer wurde. Melcher entdeckte den Kamm eines Morgens, als sie beim Frühstück saßen, und er nahm ihn und warf ihn weg. Es sei verkehrt, sich vor etwas zu graulen, was doch kommen musste. Man sollte das Jetzt genießen, einen sonnigen Morgen wie diesen, dann sei das Leben nur Glück, fand Melcher." Mich erinnert dieser Text daran, dass es nichts hilft, sich vor dem zu fürchten, was zwangsläufig kommt: dem Alltag, dem Winter, dem Ende von irgendetwas. Noch mehr: wenn ich nur darauf schaue, dann verpasse ich es, das, was gerade ist, zu genießen. Das ist nicht nur beim Urlaub, einem tollen Buch oder einer besonderen Serie so. Das ist auch bei meinem Leben so. Wenn ich die ganze Zeit damit beschäftigt bin, mich vor dem Ende zu fürchten, dann verpasse ich das Jetzt. Und das ist doch oft ziemlich schön, nicht nur im Urlaub. SR Zwischenruf hier nachhören
"Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint. Ich glaube an die Liebe, auch wenn ich sie nicht fühle. Ich glaube an Gott, auch wenn er schweigt." Dieser Text stammt aus Köln. Von einer Kellerwand. Geschrieben während der Nazizeit von jüdischen Menschen, die sich dort versteckt hatten. Mich beeindruckte die trotzige Kraft dieses Textes schon immer. Mich fasziniert das Vertrauen, das er ausdrückt. Für den oder die Schreiber*in ist trotz der schlimmen Situation klar: Auch wenn die Sonne nicht scheint im Keller, ich weiß, dass sie da ist. Auch wenn ich gerade keine Liebe fühle, wenn ich von Menschen gehasst wer-de, verfolgt werde, weil ich so bin, wie ich bin, glaube ich, dass es Liebe gibt. Auch wenn von G*tt nichts zu sehen und zu hören ist, glaube ich, dass es sie gibt. Es ist ein kraftvoller, widerständiger Text. Er geht über das, was beweisbar, was sichtbar, fühlbar, erklärbar ist, hinaus. Er hält eine andere Dimension offen. Eine Dimension, ohne die ich nicht leben kann. Ohne Vertrauen, ohne Hoffnung würde mir die Luft zum Atmen fehlen. Mit der Luft ist es wie mit der Sonne, der Liebe und G*tt. Das in ihr, was mich am Leben hält, der Sauerstoff, ist nicht sichtbar. Ohne ihn ersticke ich. Heute vor 250 Jahren hat der Brite Joseph Priestley den Sauerstoff entdeckt. Für mich ist dieser Tag eine Erinnerung daran, dass im Leben nicht nur das wichtig ist, was ich sehe, rieche, fühle, schmecke, höre sondern auch das, was für meine Sinne unsichtbar und meinen Verstand unerklärbar ist. Zum Nachhören als SR Zwischenruf hier
Zum Welttag der Geflüchteten 2024 gab es mehrere Impulse des welt:raum mit anderen - NES , Adolf-Bender-Zentrum , Saarländischer Flüchtlingsrat , Albert Herbig , DadRockZ - in der Stadt Saarbrücken und darüber hinaus. Einige Eindrücke gibt es in der Bildergalerie. Und hier geht es zu einem Fernsehbeitrag des SR.
Kunst wirkt wie ein Luxus für Friedenszeiten. Doch für die ukrainische Malerin Olena Chelnokova und den russischen Künstler Vladislav Bronin ist sie ein Werkzeug der Selbstverteidigung im Krieg gegen Putins Russland geworden. „Ich möchte mit den Bildern zum einen den Schrecken des Krieges zeigen, aber auch in Deutschland wachrütteln für das, was aktuell in Russland passiert, unter welchen Repressionen Menschen leiden, die sich gegen Putins Regime aussprechen“, sagt der 59 Jahre alte Bronin, der einen Monat nach Kriegsausbruch aus St. Petersburg nach Saarbrücken floh. „Meine Aquarelle sind seit Kriegsausbruch politisch geworden“, sagt die 68-Jährige Chelnokova, die aus der Nähe von Kyiv stammt. Waren davor Märchenwelten und Vielfalt ihre Themen, erinnern ihre Pinselstriche nun unter anderem an das Massaker von Butcha. Noch bis 9. Februar stellen Chelnokova und Bronin ihre Kunst in einer gemeinsamen Ausstellung „Krieg und Repression“ im welt:raum aus, einem Begegnungsraum der katholischen Kirche in Saarbrücken. Dort haben sich die beiden kennengelernt, als Bronin sich die Gemälde der ukrainischen Kollegin angeschaut hat – kurzerhand beschlossen sie, gemeinsam auszustellen. Beide haben – ohne Absprache – jeweils ein Kunstwerk dem ukrainischen Soldaten Oleksandr Matsievskyi gewidmet, der im Dezember 2023 gefangen genommen und gefoltert wurde. Er musste sein eigenes Grab schaufeln und wurde als er „Ehre der Ukraine“ rief, vor laufender Kamera erschossen. In Bronins Gipsplastik in Gelb- und Blautönen wirkt Matsievskyi wie ein Geist, die Farben scheinen durch ihn hindurchzuscheinen. „Eine Sekunde nach seinem Tod war er bereits im Himmel“, erklärt Bronin den Gedanken dahinter. In Chelnokovas Gemälde scheint sich der Soldat, der eigentlich Elektriker war, in kleine bunte Schnipsel aufzulösen – vor pechschwarzem Hintergrund. Russlands Krieg gegen die Ukraine hat Hunderttausende von Ukrainern getötet – Zivilsten und Soldaten, die früher auch Zivilisten waren und sich für die Verteidigung ihres Landes eingesetzt haben. Oppositionelle Russen wie Alexej Nawaly oder die Künstlerin Alexandra Skotschilenko, die wegen Anti-Kriegs-Aktionen in Haft sitzen, sind ebenfalls Opfer des Putin-Regimes – und sind Themen ihrer Kunstwerke. Mit ihren Werken wollen die Künstler auch verhindern, dass der Krieg im Bewusstsein der Menschen in Deutschland und in der westlichen Welt in den Hintergrund gerät. „Die Welt soll die Gefahr verstehen, die von diesem Krieg ausgeht. Sollte Putin in der Ukraine gewinnen, wird er es nicht dabei belassen, sondern wird weitere Länder angreifen“, ist Chelnokova überzeugt. Sie und ihr Mann waren mit einem befreundeten ukrainisch-russischem Paar, das im Saarland lebt, und ihren Enkeln im Urlaub, als der Krieg ausbrach. „Meine Tochter bat mich, ihre Kinder in Sicherheit zu bringen, so sind wir mit dem Auto ins Saarland geflohen.“ Vladislav Bronin, der in St. Petersburg als Künstler, Designer und Restaurator arbeitete, und sich kritisch über die russische Regierung geäußert hatte, fühlte sich nach Kriegsausbruch nicht mehr sicher. „Meine Frau ist pro Putin und drohte mich zu denunzieren“, sagt Bronin. Die Ehe der beiden zerbrach an dem Konflikt nach 36 Jahren. Vladislav Bronin wohnt nun bei seiner Tochter Lada, die Geigerin bei der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern ist. Noch ist sein Aufenthaltsstatus nicht geklärt, er hat Angst, nach Russland abgeschoben zu werden. „Ich möchte kein Geld von Deutschland, nur Sicherheit“, sagt er in fortgeschrittenem Deutsch. Angebote von Firmen, als Handwerker und Schreiner zu arbeiten, liegen ihm vor – doch arbeiten darf er nicht. „Die Geschichte von Olena und Vladislav ist eine, die für den welt:raum typisch ist. Im welt:raum treffen sich Menschen, die sich ohne diesen Ort wohl nie begegnet wären. Hier entstehen Themen, die sonst so nie entstanden wären. Hier kommen Menschen mit der Kirche und ihrer Botschaft in Kontakt, die sonst nie mit ihr in Kontakt gekommen wären“, sagt Pastoralreferentin Martina Fries. Der welt:raum sei ein Ort, der Menschen miteinander verbinde und Themen Raum gibt, die sonst so nicht in der Stadt und der Kirche gegenwärtig wären. „Theologisch gesprochen ist er ein Ort, an dem Zeichen der Zeit gegenwärtig werden und die Kirche damit ihrem Auftrag, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten, nachkommen kann“, so Fries. Artikel von Ute Kirch, Bischöfliche Pressestelle - Fotos von Marc Przybyl
Am 10.1.2024 haben wir in der KHG Saarbrücken einen Gottesdienst mit Impulsen zum neuen Jahr - ausgehend von der Geschichte der Sterndeuter*innen - gefeiert. Jesus wurde in Betlehem in Judäa geboren. Zu dieser Zeit war Herodes König. Da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem. Sie fragten: »Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, um ihn anzubeten.« Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm alle in Jerusalem. Er rief zu sich alle führenden Priester und Schriftgelehrten des Volkes. Er fragte sie: »Wo soll der Christus geboren werden?« Sie antworteten ihm: »In Betlehem in Judäa! Denn im Buch des Propheten steht: ›Du, Betlehem im Land Juda, du bist keineswegs die unbedeutendste unter den Städten in Juda. Denn aus dir wird der Herrscher kommen, der mein Volk Israel wie ein Hirte führen soll.‹« Später rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich. Er erkundigte sich bei ihnen genau nach der Zeit, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: »Geht und sucht überall nach dem Kind! Wenn ihr es findet, gebt mir Bescheid! Dann will auch ich kommen und es anbeten.« Nachdem die Sterndeuter den König gehört hatten, machten sie sich auf den Weg. Derselbe Stern, den sie im Osten gesehen hatten, ging vor ihnen her. Dann blieb er stehen, genau über der Stelle, wo das Kind war. Als sie den Stern sahen, waren sie außer sich vor Freude. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter. Sie warfen sich vor ihm nieder und beteten es an. Dann holten sie ihre Schätze hervor und gaben ihm Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Gott befahl ihnen im Traum: »Geht nicht wieder zu Herodes!« Deshalb kehrten sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück. Impuls: Ein Stern lässt die Sterndeuter*innen losgehen. Das erzählt der Evangelist Matthäus. Und noch mehr: der Stern führt sie den ganzen Weg, bis zum Ziel, in ein ihnen bisher unbekanntes Land. Am Anfang des neuen Jahres stehen wir auch vor viel Unbekanntem. Was wird mich führen? Was oder wer mich begleiten auf meinem Weg durch das neue Jahr? Was oder wer ist, im übertragenen Sinn, mein Stern? Der Stern, Der mich losgehen lässt. Der mich motiviert. Der mir Mut gibt. Der mir Kraft gibt. Der mich lockt. Mein Ziel in diesem Jahr. Stern: “Bind deinen Karren an einen Stern!” Dieser Spruch wird Leonardo da Vinci zugeschrieben. Er meint wohl, dass dann alles leichter geht, wenn ich mich mit einem/meinem Stern verbinde. In der biblischen Geschichte garantiert der Stern das Erreichen des Ziels. Zuerst gehen die Sterndeuter ja in den Palast. Dort erwarten sie, einen neugeborenen König anzutreffen. Doch der Stern zeigt ihnen ihren Irrtum und den richtigen Weg. Wie es ihnen wohl ging, als sie den König in der Krippe finden? Dem Stern zu folgen kann auch ganz überraschend, irritierend, anders sein. Zeigt diese Geschichte. Es ist herausfordernd, ein Wagnis, ihn immer wieder zu suchen und ihm zu folgen. Manchmal ist er gar nicht zu sehen, da der Himmel bewölkt ist. Manche Sterne erlöschen auch. Und dann ist da noch die Frage wie ich den richtigen Stern erkennen kann? Die Sterndeuter haben sich intensiv damit beschäftigt. Sie haben Übung. Übung hilft sicherlich. Aber vor allem braucht es Vertrauen. Letztlich das Vertrauen darauf, dass ich meinen Weg geführt werde, dass Gott bei mir ist und mich nicht verlässt. “Bind deinen Karren an einen Stern!” Impuls Wagnis: „Ehrlich, das möchtest du tun?“ „Bist du sicher, dass diese Entscheidung nicht nur ein Gefühl ist?“ „Hast du auch ausreichend darüber nachgedacht?“ „Ist dir bewusst, welche Konsequenzen diese Entscheidung in der Zukunft haben wird?“ „Ich glaube, du verrennst dich da und gehst einen falschen Weg!“ Solche oder ähnliche Fragen und Aussagen könnten den drei Sterndeutern begegnet sein. Vielleicht haben sie von ihrem Vorhaben im Bekanntenkreis erzählt: dem Stern folgen, einen ihnen unbekannten König finden, sich auf einen unbekannten vielleicht gefährlichen und abenteuerlichen Weg zu machen, nicht zu wissen, wohin die Reise geht. Wir wissen es nicht. Mit ein wenig Fantasie können wir uns ausmalen, wie die Reaktionen der Sterndeuter gewesen sind, als sie von ihrem Vorhaben berichtet haben. Was wir der Geschichte (ob geschehen oder erfunden) dennoch entnehmen können: Sie haben sich auf den Weg gemacht. Sie sind dem Stern gefolgt und sie sind dem Christus begegnet. Die Geschichte hat alles, was ein Wagnis ausmachen kann: sie besitzen den Mut den ersten Schritt eines Weges zu beginnen; damit eventuell ein Risiko, ein Abenteuer mit Gefahren einzugehen; den Ausgang, die Um- und Irrwege des Weges nicht zu kennen. Wir wissen nicht, wie es den Sterndeutern auf deren Wegen ergangen ist. Höchstwahrscheinlich völlig unspektakulär und reibungslos. Doch: am Ende ihres Weges hatten sie Geschichten über ihr Wagnis zu erzählen. Über den Weg Die Begegnungen Den doch sehr eigenartigen König Das seltsame Geschehen, das sich ihnen am Zielort geboten hat Ich glaube, dass das, was sie gesehen und erlebt haben, ihren Blick in und auf die Welt verändert haben wird. Vielleicht sind sie achtsamer und aufmerksamer für die Geschehnisse in ihrer Welt geworden. Und an diesem Punkt können wir die Geschichte der Sterndeuter gut mit unseren eigenen Geschichten in Verbindung bringen. Das ein oder andere Wagnis in unserem Leben kennen wir vielleicht. Die eben formulierten Fragen und Aussagen kommen uns vielleicht bekannt vor. Wir kennen die Um- und Irrwege, die Geschichten dazu. Das Wagnis der Sterndeuter und die Wagnisse in unserem eigenen Leben bringen Veränderungen mit sich. Und manchmal einen Wagnisgewinn. Impuls Vertrauen: Ja, die Sterndeuter sind ein Wagnis eingegangen. Dem Stern zu folgen, in ein fremdes Land, auf der Suche nach einem neuen König. Wie lange müssen sie unterwegs gewesen sein? Was alles erlebt auf dieser Reise? Die Sterndeuter sind zwar Weise Menschen, die es gelernt haben, die Zukunft aufgrund von Sternen zu deuten – aber letztlich gewusst, was sie erwartet, ob ihre Deutung des Sterns die richtige ist, das haben sie nicht. Sie wussten nicht, worauf sie sich einlassen. Die Geschichte aber berichtet uns von keinem Zögern, keinen Zweifel, keinem Taktieren, keiner Diskussion der Sterndeuter untereinander, keinem Misstrauen, keiner Angst. Anstelle dessen berichtet sie uns von einem Vertrauen, das sie Sterndeuter antreibt: Zum einen: Vertrauen darauf, dass das eigene Wissen, die eigene Deutung des Geschehens die richtige ist. Dass das eigene Gefühl – das eigene Bauchgefühl gespeist und gedeutet von der eigenen Lebenserfahrung und dem erworbenen Wissen, nicht trügt. Zum anderen: Vertrauen darauf, dass der Stern den richtigen Weg zeigen wird. Dass es sich lohnt, ihm zu folgen. Dass er bis zum Ziel hell leuchten wird und auch bis zum Ziel führen wird. Und zuletzt auch Vertrauen darauf, dass der Weg unter “einem guten Stern steht”, der eben kein Zufall ist, sondern gottgewollt und von Gott begleitet. Vielleicht ist auch das etwas, was uns aus dieser Geschichte ins neue Jahr begleiten kann: Vertrauen zu haben: Vertrauen haben in mich selbst, mein Bauchgefühl, meine Erfahrungen und mein Wissen. Vertrauen darauf, dass ich die richtigen Entscheidungen treffen kann. Vertrauen darauf, dass auch mein Stern, also mein Ziel, das was mir Kraft und Motivation gibt, das was ich vielleicht eben aufgeschrieben habe, mir den richtigen und guten Weg zeigt und wenn es “nur” für jetzt ist. Und Vertrauen darauf, dass ich damit nicht alleine bin. Dass dieser Weg für mich vorgezeichnet ist, dass Gott mich begleitet.
Perspektive 1: Ich heiße Martin , der Krieger. Dabei war mir das Kriegerische immer schon zuwider. Ich hasse es, Soldat sein zu müssen, nur weil mein Vater einer ist. Am ehesten konnte ich mich noch mit dem Dienst als Leibwächter von Kaiser Konstantin abfinden. Das Leben anderer Menschen war mir immer schon wichtig. Deshalb fasziniert mich auch der Glaube an Jesus Christus. Deshalb habe ich mich zur Taufe angemeldet und bereite mich nun auf sie vor. Da passt mein Name dann doch zu mir. Wenn mir etwas wichtig ist, dann kämpfe ich dafür. Meine Eltern wollten nicht, dass ich das mit der Taufe durchziehe. Mein Vater hat mich verraten, als ich mich vor dem Militärdienst versteckt habe. Nun bin ich Soldat. Aber ich versuche, es anders zu machen. Meinen Sklaven - einen musste ich nehmen - behandle ich mit Respekt und Würde. Wir essen gemeinsam. Wir teilen alles. Ich bin nicht reich, aber was ich hergeben kann, teile ich mit Menschen, denen es nicht so gut geht wie mir. Andere Einstellungen zu haben, so anders wie möglich zu leben, ist nicht immer ganz leicht. Manchmal werde ich mit Gewalt zu Dingen gezwungen, die ich nicht möchte, wie zum Militärdienst. Manchmal werde ich ausgelacht und verspottet wie damals am Tor von Amiens, als ich dem frierenden Bettler die Hälfte meines Mantels gab. Und nie ist es ohne Risiko für mich. Ein Risiko, das ich aber gerne auf mich nehme, da mir die Liebe den anderen Menschen gegenüber so wichtig ist. Deshalb bin ich auch froh, dass ich als Soldat noch niemanden töten musste. Und ich bin sehr froh, wenn ich mich endlich aus dem Kriegsdienst zurückziehen und ein anderes Leben führen kann. Auch das wird nicht ohne Risiko sein. Aber ich vertraue meinem Glauben. Perspektive 2: Keine Ahnung, wie ich in diese Situation gekommen bin. Ich hatte einen guten Job, den ich recht gerne gemacht habe. Ich hatte Freunde, mit denen ich viel Zeit verbracht habe. Ich hatte eine kleine Wohnung, in der ich mich wohlgefühlt habe. Ich hatte zu Essen und zu Trinken, ein wenig Luxus. Und jetzt sitze ich hier. Keinen Cent mehr in der Tasche. Keine Wohnung, keine Nahrung, keine Kleidung, kein Geld. Nichts ist von meinem alten Leben geblieben. Anfangs hatten gelegentlich ein paar Freunde gefragt, wie es mir geht. Hilfe angeboten hatte mir jedoch niemand. Und heute gehen sie an mir vorbei, so als ob sie mich nicht kennen würden. Ein Fremder, ein Bettler, ein Obdachloser. Mehr bin ich nicht mehr für sie. Ich hätte nie gedacht, dass mein Leben sich in diese Richtung entwickeln würde. Ich fühle mich vollkommen allein und stehe mit nichts da. Ob ich da bin oder tot wäre. Niemand fragt mehr nach mir. Da hinten kommt ein stolzer Soldat auf seinem Pferd. Er wird an mir vorbeireiten, wie all die anderen heute. Niemand hat mich beachtet oder mir etwas Kleines gegeben. Nicht ein paar Cent. Oder ein trockenes Brötchen, damit wäre ich schon zufrieden. Der Soldat könnte mir sicherlich etwas Geld geben. Die verdienen gut, haben ein gutes und angenehmes Leben. Hoch auf seinem Pferd muss er auf mich herabschauen, um mich zu sehen. Alle seine Kameraden sind heute einfach an mir vorbeigeritten, haben mich keines Blickes gewürdigt. Ich dachte erst, er wollte mich mit seinem Schwert erschlagen. Doch dann hat er seinen Mantel geteilt und mir ein Stück davon gegeben. Ich will nicht undankbar sein, aber etwas zu Essen oder ein paar Cent hätten mir erstmal mehr geholfen. Sei es drum. Wenigstens ist mir jetzt nicht mehr so kalt. Der Mantel schützt mich vor dem kalten Wind und dem Nieselregen. Viel mehr als das Stück Mantel freut mich, dass er mich gesehen hat. Er ist von seinem Pferd zu mir hinabgestiegen ist. Ein wenig Hoffnung in dieser Zeit und für den Rest des Tages. Ich bin dankbar, dass ich gesehen worden bin. Perspektive 3: Ich stehe am Straßenrand. In den letzten Tagen ist es kalt geworden. November, dieser triste Monat, der den Winter bringt, Dunkelheit und Kälte. Wie gut, dass ich gleich heim kann in mein warmes Zuhause. Mir fällt ein Mann auf, es scheint ihm nicht gut zu gehen. Ich gehe ein wenig näher und da sehe ich, er hat kaum Kleidung an. Zerfetzte Schuhe, kaputte Hose, ein durchlöchertes Tuch, das man wirklich nicht mehr Pullover nennen kann. Es bedeckt den Körper des Mannes kaum. Er zittert und friert. Aber was macht er hier? Es ist schon spät. Diese Kreuzung ist kein Ort, an dem man verweilen sollte. Vor den Toren der Stadt ist es gefährlich. Gerade als ich mich ihm nähern möchte, höre ich Pferdegalopp. Ich schaue hoch und sehe römische Soldaten in Richtung der Stadt reiten. Die schlagenden Hufe sind laut, die Soldaten angsteinflößend. Sie sind schon fast alle an mir und auch dem armen Mann am Straßenrand vorbeigeritten, da bleibt einer von ihnen stehen. Dreht sich um. Reitet auf den Mann zu. Der Soldat, hoch oben auf dem Pferd, der Mann ganz unten am Boden. Ich sehe, wie der Mann erschrickt. Er duckt sich weg, er hat Angst vor diesem großen Mensch auf dem Pferd mit seiner römischen Uniform und dem riesigen Man-tel. Ohne zu Zögern reißt der Soldat sein Schwert aus der Scheide und zieht seinen Mantel aus. Und ohne zu Fragen, durchtrennt er seinen Mantel mit dem Schwert. Das Durchtrennen ist laut, ich zucke zusammen. Der Soldat nimmt einen Teil des durchtrennten Mantels und wirft ihn dem Mann über die Schultern. Der Mann ist zuerst verwirrt, er versucht noch etwas zu sagen, aber der Soldat hat sich schon weggedreht. Beim Wegreiten höre ich, wie die anderen Soldaten ihn auslachen. Ich stehe noch kurz etwas ratlos dort an der Kreuzung. Sehe wie der Mann sich in den Mantel einwickelt, höre sein erleichtertes Aufatmen. Ich laufe an ihm vorbei, sehe noch einmal seine abgemagerten Arme, seine eingefallenen Wangen, seine leeren Augen. Und ich lasse ihn hinter mir, alleine. Auf dem Nachhauseweg frage ich mich, wer dieser Soldat war, der so selbstsicher, ohne zu überlegen, einfach geholfen hat. Der den Spott in Kauf genommen hat. Aber ich frage mich auch, ob der halbe Mantel eine wirkliche Hilfe für den Mann war, ob er, wenn man ihn gefragt hätte, nicht eine andere Art von Hilfe bevorzugt hätte. Evangelium: Mk 10,46-52 mit Fragen: Dann kam Jesus nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Volksmenge die Stadt verließ, saß ein blinder Bettler am Weg. Es war Bartimäus, der Sohn von Timäus. Stell Dir vor: Du bist Bartimäus. Du bist blind und musst daher hier am Weg sitzen, in der Hoffnung, dass Menschen, die vorbeikommen, dir etwas spenden. Was denkst du, als du hörst, dass Jesus da ist. Was tust du? Es war Bartimäus, der Sohn von Timäus. Als er hörte, dass Jesus aus Nazaret da war, fing er an, laut zu rufen. »Jesus, du Sohn Davids! Hab Erbarmen mit mir!« Stell Dir vor: Du bist eine*einer von denen, die mit Jesus unterwegs sind. Wie geht es dir damit, dass und was Bartimäus ruft? Viele fuhren ihn an: »Sei still!« Aber der Blinde schrie noch viel lauter: »Sohn Davids! Hab Erbarmen mit mir!« Stell Dir vor: Du bist Jesus, du hörst den Mann nach dir rufen. Und du bekommst mit, wie die, die dich begleiten, ihn zum Schweigen bringen wollen. Was geht dir durch den Kopf? Was tust du? Da blieb Jesus stehen und sagte: »Ruft ihn her!« Die Leute riefen den Blinden herbei und sagten zu ihm: »Nur Mut! Steh auf, er ruft dich!« Da warf der Blinde seinen Mantel ab, sprang auf und kam zu Jesus. Jesus fragte ihn: »Was willst du? Was soll ich für dich tun? «Der Blinde antwortete: »Rabbuni, dass ich sehen kann!« Jesus sagte zu ihm: »Geh nur, dein Glaube hat dich gerettet.« Sofort konnte er sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg. Stell Dir vor: Du bist ein Bewohner / eine Bewohnerin von Jericho. Du hast den ganzen Vorfall mitbekommen. Wie der Blinde gerufen hat. Wie die Jünger ihn zum Schweigen bringen wollten. Wie Jesus ihn zu sich gerufen und sehend gemacht hat. Was denkst du? [c] 2023 Katrin Altmaier, KHG Saarbrücken , Dirk Baltes, Schulpastoral im Pastoralen Raum Saarbrücken, Martina Fries, welt:raum
Im Projekt der Familienpatenschaften geht es darum, Familien mit Kindern zu unterstützen, die keine oder wenig Hilfe haben durch Familienmitglieder oder Angehörige. Viele Eltern sind erschöpft und manchmal mit den Herausforderungen, die mehrere Kinder oder diverse Probleme in der Familie mit sich bringen, überlastet. Eine ehrenamtliche Patin oder Pate kann durch einen Besuch einmal wöchentlich die Eltern oder den alleinerziehenden Elternteil entlasten, damit diese wieder ein bisschen Kraft schöpfen können. So eine Hilfe kann zum Beispiel ein gemeinsamer Besuch auf dem Spielplatz sein oder mit dem Kind spielen oder basteln. Bei uns melden sich vor allem Alleinerziehende Mütter mit Kind, die sich freuen würden, wenn ein Pate/eine Patin sich die Zeit nehmen könnte, mit dem Kind zu spielen oder gemeinsam etwas Zeit zu verbringen. Bei Interesse melden Sie sich, gerne auch unverbindlich, unter der Telefonnummer: 0681/3090615 oder per Mai tussing-s@caritas-saarbruecken.de. Am 17.7. von 15-17 Uhr findet ein offener Spieltreff für alle Interessierten im welt:raum statt. Hier können Sie die Verantwortliche kennenlernen und ihre Fragen stellen.